In Deutschland wachsen die Zweifel an dem Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Bei seinem ersten Truppenbesuch am Hindukusch fordert Bundespräsident Wulff mehr gesellschaftliche Unterstützung für das gefährliche Engagement.

Fast zehn Jahre ist die Bundeswehr in Afghanistan, in Deutschland werden jedoch die Zweifel an dem Einsatz immer stärker. Bei seinem ersten Truppenbesuch in Kundus hat Bundespräsident Christian Wulff den deutschen Soldaten und Polizisten in Afghanistan demonstrativ den Rücken gestärkt. „Die deutsche Gesellschaft sollte Danke sagen und sich bewusst sein, was hier geleistet wird“, sagte Wulff am Montag im Bundeswehr-Standort in Masar-i-Scharif. In Umfragen lehnt eine Mehrheit der Deutschen den Einsatz ab.

Mit der Besichtigung eines Polizei-Ausbildungszentrums in Masar-i-Scharif setzte der Bundespräsident am Montag seinen Besuch fort. Ziel aller militärischen und zivilen Anstrengungen müsse sein, „dass die Afghanen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen“, sagte Wulff. Bis Ende 2014 sollen die afghanischen Sicherheitskräfte im ganzen Land die Verantwortung von der Nato übernehmen. Als eine der wichtigsten Aufgaben gilt daher der Aufbau von Armee und Polizei. Deutschland ist maßgeblich an der Polizeiausbildung beteiligt.

Deutschland will Afghanistan auch nach 2014 unterstützen

Wulff wird von Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker begleitet. In Afghanistan sind derzeit rund 5000 deutsche Soldaten stationiert. Mit dem Abzug der Bundeswehr soll Ende dieses Jahres begonnen werden. Unklar ist bislang, um wie viele Soldaten die Truppenstärke verringert werden soll.

Wulff war bei seinem Staatsbesuch am Sonntag in Kabul mit Präsident Hamid Karsai zusammengetroffen. Dort hatte er Afghanistan deutsche Unterstützung auch nach dem für 2014 geplanten Abzug der internationalen Kampftruppen zugesagt. „Von diesem Land soll keine Gefahr für die Welt mehr ausgehen“, sagte Wulff.

Wulffs erster Besuch in Afghanistan

Wulffs Reise ist der erste Staatsbesuch eines deutschen Bundespräsidenten am Hindukusch seit 44 Jahren. Zuletzt war Bundespräsident Heinrich Lübke 1967 zu einem offiziellen Besuch in Kabul. Aus Sicherheitsgründen war die Reise Wulffs vorher nicht angekündigt worden.

Es ist Wulffs erster Aufenthalt in dem instabilen Land. Eine im vergangenen Monat geplante Reise war aus Sicherheitsgründen im letzten Moment abgesagt worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel war zuletzt im Dezember vorigen Jahres in Afghanistan.

nj/dpa/dapd

Publication date: 17.10.2011, 12:56 

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