Helmut Schmidt wirbt für den früheren Finanzminister Peer Steinbrück als SPD-Kanzlerkandidaten. Beide treten sogar zusammen bei Günther Jauch auf. Die Partei ist von den Plänen allerdings alles andere als begeistert.

Wenn die SPD klug sei, entscheide sie erst in einem Jahr über ihren Kandidaten, sagte SPD-Präsidiumsmitglied Ralf Stegner vom linken Flügel der Sozialdemokraten dem „Tagesspiegel“ vom Montag. „Kanzlerkandidaten werden bei uns nicht ausgerufen, auch nicht von noch so verdienstvollen Politikern“, Es gebe mehrere Sozialdemokraten, „die das Amt können“.

Zustimmung kam dagegen vom konservativen Seeheimer Kreis in der SPD. Dessen Sprecher Johannes Kahrs bezeichnete Steinbrück als einen guten Kanzlerkandidaten. „Ich glaube, dass Peer Steinbrück es kann. Er ist ein guter Krisenmanager und genießt als ehemaliger Finanzminister viel Vertrauen in der Bevölkerung“, sagte Kahrs der Tageszeitung „Die Welt“.

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier reagierte auf das Werben von Altkanzler Helmut Schmidt für eine Kanzlerkandidatur von Ex-Finanzminister Peer Steinbrück gelassen. „Das sind zwei Menschen, die ich sehr schätze“, sagte er am Montag im ARD-„Morgenmagazin“. „Und es sind zwei Menschen, im Unterschied zu denen, die jetzt regieren, die manche Krise durchstanden haben mit Standfestigkeit und Orientierung.“ Mit Steinbrück arbeite er seit vielen Jahren eng und vertrauensvoll zusammen. „Wir sind befreundet.“

Steinbrück will sich nicht äußern

Altkanzler Schmidt hatte Steinbrück unter anderem wegen seines Sachverstands in Finanzfragen als den geeigneten Kanzlerkandidaten bezeichnet. Notwendig seien im Augenblick politische Führer, die in diesem Bereich Bescheid wüssten, sagte der 92-Jährige am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Günther Jauch“. „Er ist einer von denen, die wirklich wissen, worüber sie reden.“

Steinbrück, der derzeit SPD-Bundestagabgeordneter ist, sagte zur Kanzlerkandidatenfrage, er werde keine Stellungnahme abgeben, falls ihm der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel eine entsprechende Frage stellen würde. Auf mehrere Versuche Jauchs, ihm mehr zu entlocken, sagte Steinbrück schließlich: „Der Knochen ist jetzt abgenagt.“

SPD-Kanzlerkandidatenfrage bleibt offen

Die SPD hat bislang nicht über ihren Kanzlerkandidaten für 2013 entschieden. Neben Steinbrück gelten auch Parteichef Gabriel und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier als mögliche Kandidaten. Auch Berlins Regierungschef Wowereit werden ab und zu Ambitionen für die Aufgabe nachgesagt.

Die Linke kann sich eine Zusammenarbeit mit einem Kanzler Steinbrück nicht vorstellen. „Ob die SPD einen notorischen Wahlverlierer aufstellt, ist ihre Sache“, sagte ihr Vorsitzender Klaus Ernst der „Passauer Neuen Presse“. „Dass wir mit ihm gut zusammenarbeiten, ist unwahrscheinlich.“ In der SPD gewönnen ausgerechnet diejenigen wieder an Macht und Einfluss, „die für Sozialabbau, Rentenkürzungen und Kriegseinsätze stehen“.

nj/dpa

Publication date: 24.10.2011

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